Seit dem Übertritt des ehemaligen Hooligans Enrico Biczysko aus Erfurt zur neonazistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg, ist diese in der Landeshauptstadt so aktiv wie nie. Zentral hierfür ist eine Immobilie im Erfurter Ortsteil Herrenberg. Entlang Biczyskos politischer Entwicklung lässt sich auch die Nutzung der Immobilie nachzeichnen.
Extrem rechte Immobilien sind in Thüringen ein wichtiges Fundament der Neonazi-Szene für ihre zahlreichen Aktivitäten. Egal ob Parteitage, Konzerte, interne Treffen oder Familienfeste – die Immobilien der Szene bieten die Grundlage für all die verschiedenen Aktionen. Seit September 2015 existiert der Verein „Volksgemeinschaft“, der im selben Monat auch in das Vereinsregister eingetragen wurde. Kurze Zeit später mietete der Verein einen Teil eines ehemaligen Supermarktes in der Stielerstraße 1. Seitdem verfügt die Erfurter Neonazi-Szene mit ihren verschiedenen Organisationszusammenhängen über eine weitere Immobilie in der Landeshauptstadt. Mehrere hundert Quadratmeter stehen der Szene hier zur Verfügung und neben Konzerten, Kampfsporttrainings oder Parteiveranstaltungen wurden auch bereits Familienfeste durchgeführt.
Von der NPD zu Die Rechte
Noch 2014 war
Biczysko für die NPD in Thüringen aktiv und eröffnete Anfang des Jahres ein
Bürgerbüro im Stadtteil Herrenberg. Wenig später folgte dann sein Einzug in den
Erfurter Stadtrat. Nach seiner Wahl verkündete der Neonazi, man wolle nun in
Erfurt „auf mehr Bürgernähe setzen“ und „mit den Bürgern gemeinsam Lösungen […]
finden“. Während seiner Parteikarriere bei der NPD brachte es Biczysko im März
2015 immerhin zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Erfurt-Sömmerda. Parallel
begannen die Aktivitäten des Vereins „Volksgemeinschaft“. Dass diese aber kaum
von der NPD zu trennen waren, zeigte sich im Februar 2016 als in den Räumen des
neugegründeten Vereins eine Mitgliederkonferenz der Parteistrukturen aus Erfurt
und dem Ilmkreis in den Räumlichkeiten stattfand.
Doch lange
währte Biczyskos Engagement in der NPD
nicht. Bereits im Sommer 2016 verließ er die Partei im Streit. Schon kurze Zeit
später – am 17. Juni 2016 – verkündete die Neonazi-Partei Die Rechte den
Wechsel des ehemaligen NPD-Stadtrates. In der Erklärung heißt es, das alle „konstruktiven Versuche der NPD ein bisschen
frischen Wind einzuhauchen [….] von der Landesspitze im Keim erstickt“
wurden. Daneben sei wegen der „anhaltenden
innerparteilichen Streitigkeiten in der NPD, [sic] keine konstruktive
politische Arbeit mehr möglich“ so die Erklärung weiter. Mindestens seit
dem Wechsel zu Die Rechte steht der Neonazi Michel Fischer aus dem Weimarer Land
öffentlich fest an Biczyskos Seite.
Die ersten Veranstaltungen der Partei in Erfurt ließen nicht lange auf sich warten: Im Juli 2016 fand in den Räumen der „Volksgemeinschaft“ eine Vorstellungsveranstaltung der Partei statt. Als Redner wurde hier nicht nur Stadtrat Biczysko angekündigt, sondern auch der Kreisvorsitzende Michel Fischer und Christian Worch, damals noch Bundesvorsitzender der Neonazi-Partei. Rund 40 Neonazis folgten der Einladung. Noch weitaus mehr Neonazis und deren Familien nahmen dann am 30. Juli 2016 an einem Familienfest für „hilfsbedürftige deutsche Familien“ teil, welches ebenfalls in dem ehemaligen Supermarkt stattfand. Am 10. Dezember 2016 wurde erstmals der Bundesparteitag der Neonazi-Partei in der Erfurter Immobilie ausgerichtet.
Schon hier zeigt sich die Bedeutung der Anmietung einer einzelnen Immobilie, die es ermöglicht bundesweite Neonazi-Veranstaltungen in der Thüringer Landeshauptstadt stattfinden zu lassen. Ohne die Immobilie wäre ein Großteil der in den vergangenen vier Jahren durchgeführten Veranstaltungen in Erfurt kaum möglich gewesen. Nach zahlreichen weiteren Veranstaltungen der Neonazi-Partei auf dem Erfurter Herrenberg kam es im Herbst 2017 erneut zum Bruch zwischen Biczysko und seiner parteipolitischen Heimat. Dies führte im November 2017 zur Niederlegung der Parteiämter und zum Austritt sowohl des inzwischen zum Landesvorsitzenden aufgestiegenen Biczysko, als auch dessen Stellvertreter Michel Fischer. Aus Sicht der Bundespartei stellten sich die Austritte folgendermaßen dar:
„Dort [Thüringen] war eine Personengruppe
aus dem Erfurter Raum offenbar mit einem falschen Verständnis von politischer
Arbeit in DIE RECHTE eingetreten, versuchte den eigenen Unmut durch das „vom
Zaun brechen“ interner Konflikte zu kompensieren und sorgte mit einer
zweifelhaften Auffassung kameradschaftlicher Mindeststandards beim Austritt für
eine intensive Auseinandersetzung […].“
Seither gibt es
faktisch keine aktiven Strukturen der Partei mehr in Thüringen.
Der Dritte Weg, der dritte Versuch
Lange blieb das offenbar unzertrennliche Duo Biczysko und Fischer auch beim erneuten Parteiwechsel nicht ohne parteipolitische Heimat. Bereits im Februar 2018 nahmen beide Neonazis und eine Gruppe ehemaliger Die Rechte-Aktivisten an einer Demo der Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg in Nordhausen teil. Hier deutet sich bereits an, dass die Erfurter Neonazi-Strukturen rund um Biczysko ihre neue Organisation wohl in der erst 2013 gegründeten selbsternannten „Elitepartei“ finden würden. Anfang April 2018 fand dann ein Informationsabend zum 1.-Mai-Aufmarsch des Dritten Weges in Chemnitz statt. Bereits hier trat Bizcysko als Redner auf und warb für die Teilnahme an der Demonstration. Im August folgte dann schlussendlich Biczyskos endgültiger Übertritt zur Kleinstpartei Der Dritte Weg. Er wolle seine „politische Arbeit innerhalb und außerhalb des Stadtrates […] voll und ganz für die politischen Ziele der Partei ‚Der. III. Weg‘ widmen“, schrieb der Erfurter Neonazi auf seiner Facebook-Seite. Er habe nun endlich eine Partei gefunden, die „unsere Weltanschauung nicht nur predigt, sondern auch lebt“, tönte der ehemalige Hooligan im Herbst 2018 weiter und kündigte an, „dass mit der nächsten Stadtratssitzung ein ganz neuer Wind wehen“ würde. Wie schon nach Biczyskos vergangenen Parteiwechseln, haben seither die Aktionen der neuen Neonazi-Strukturen erheblich zugenommen, vom Stadtrat ist hingegen wenig bis nichts wahrzunehmen. Zudem bietet die Nutzung der Räume der „Volksgemeinschaft“ der Partei Der Dritte Weg neue Möglichkeiten für die Arbeit vor Ort. So fanden seither beispielsweise eine Parteivorstellung und eine Rechtsschulung in Erfurt statt. Zusätzlich werden die Räume als Materiallager der Partei genutzt. Die Räumlichkeiten stehen darüber hinaus für Kampfsporttrainings der parteiinternen „Arbeitsgemeinschaft Körper & Geist“ zur Verfügung. Hinzu kamen mehrere Flyerverteilungen und Infostände im Erfurter Stadtgebiet. Die öffentlichen Aktionen unter dem Label des Vereins „Volksgemeinschaft“ sind seitdem eingestellt. So verschwand nicht nur das Facebook-Profil des Neonazi-Vereins, auch die Fassade der Immobilie selbst wurde umgestaltet und in den Farben und mit den Parteiinsignien des Dritten Weges gestaltet. Die Szene spricht nun von einem „nationalrevolutionärem Zentrum“ in der Landeshauptstadt. Erfurt dürfte damit zukünftig an Bedeutung für die Partei gewinnen. Schon seit Jahren fanden die Bundesparteitage in Kirchheim bei Erfurt statt. Und im vergangenen Jahr auch das RechtsRock- und Kampfsport-Event „Jugend im Sturm“. Mit der zusätzlichen Immobilie bieten sich neue Möglichkeiten für derartige Veranstaltungen.
Auch jenseits
der Landeshauptstadt ist Der Dritte Weg zumindest in seiner digitalen Selbstinszenierung
aktuell die aktivste Neonazi-Partei in Thüringen. Es existieren weitere
Stützpunkte in Ostthüringen (Gera und Umgebung) und im Thüringer Wald-Ost, die
regelmäßig durch Flugblattaktionen in den Regionen in Erscheinung treten
Chronologie der Aktivitäten der Partei Der Dritte Weg rund um die Immobilie in der Erfurter Stielerstraße
29.03.2018
Es wurde Material zur Mobilisierung für den extrem rechten
Aufmarsch am 1. Mai in Chemnitz verteilt.
04.04.2018
In den Räumen der Volksgemeinschaft fand eine Mobilisierungsveranstaltung der extrem rechten Partei Der Dritte Weg für den 1. Mai in Chemnitz statt. Nach einem Redebeitrag von Enrico Biczysko folgte ein Konzert des neonazistischen Musikers Lunikoff (Michael Regener).
18.04.2018
Es wurden mehrere Plakate der extrem rechten Partei Der
Dritte Weg zur Mobilisierung zum 1. Mai angebracht.
01.05.2018
Bei der 1. Mai-Demonstration der extrem rechten Partei Der Dritte Weg in Chemnitz nahmen u.a. Neonazis aus Erfurt, Weimar, Kahla und anderen thüringischen Orten teil.
07.07.2018
Mitglieder des Vereins Volksgemeinschaft e.V. verbreiteten einen Werbeclip für Kampfsporttraining. Im Video wurden auch Flugblätter der extrem rechten Partei Der Dritte Weg verteilt.
15.08.2018
Der Erfurter Neonazi Enrico Daniel Biczysko erklärte seinen Parteiübertritt zur extrem rechten Partei Der Dritte Weg. Zuvor war Biczysko Landesvorsitzender der extrem rechten Partei Die Rechte, davor ließ er sich für die NPD in den Erfurter Stadtrat wählen.
22.08.2018
Die extrem rechte Partei Der DritteWeg stellte sich in den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft e.V.“ vor.
25.08.2018
Die neue Erfurter Gruppe der extrem rechten Partei Der Dritte Weg führte eine Kundgebung auf dem Anger durch und verteilte homophobe Flugblätter gegen den Erfurter Christopher-Street-Day.
25.08.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte eine Rechtsschulung in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“ durch.
22.09.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg verteilte Flugblätter in Erfurt Süd-Ost.
21.10.2018
Der „Gebietsverband Mitte“ der extrem rechten Partei Der Dritte Weg traf sich zu einem Parteitag in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“.
27.10.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte einen Infostand in Erfurt Nord durch
27.10.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“ eine Mitgliederschulung durch.
04.11.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg führte ein
sogenanntes Heldengedenken in Erfurt durch.
18.11.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg führte ein sogenanntes
Heldengedenken in Erfurt durch.
15.12.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg verteilte auf dem
Weihnachtsmarkt in Erfurt Propagandamaterial.
24.12.2018
Neonazis aus dem Umfeld der Partei Der Dritte Weg
veranstalteten in Erfurt eine Julfeier in den Räumen des Vereins
„Volksgemeinschaft“.
31.12.2018
Neonazis aus dem Umfeld der Partei Der Dritte Weg
veranstalteten in Erfurt eine Silvesterfeier in den Räumen des Vereins
„Volksgemeinschaft“.
07.01.2019
Aktivisten derNeonazi-Kleinstpartei
Der Dritte Weg reisten nach Italien um dort Aktivisten der faschistischen Casa
Pound Bewegung zu treffen. Unter anderem Michel Fischer und Enrico Biczysko
nahmen an der Reise teil.
12.01.2019
In den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft“ fand ein Neujahrsempfang der Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg mit anschließendem Kampfsporttraining und Liederabend statt. Unter den Gästen waren neben den lokalen Kadern Michel Fischer und Enrico Biczysko auch der Parteivorsitzende Matthias Fischer, sowie Tony Gentsch und Julian Bender.
Seit dem Übertritt des ehemaligen Hooligans Enrico Biczysko aus Erfurt zur neonazistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg, ist diese in der Landeshauptstadt so aktiv wie nie. Zentral hierfür ist eine Immobilie im Erfurter Ortsteil Herrenberg. Entlang Biczyskos politischer Entwicklung lässt sich auch die Nutzung der Immobilie nachzeichnen.
Extrem rechte Immobilien sind in Thüringen ein wichtiges Fundament der Neonazi-Szene für ihre zahlreichen Aktivitäten. Egal ob Parteitage, Konzerte, interne Treffen oder Familienfeste – die Immobilien der Szene bieten die Grundlage für all die verschiedenen Aktionen. Seit September 2015 existiert der Verein „Volksgemeinschaft“, der im selben Monat auch in das Vereinsregister eingetragen wurde. Kurze Zeit später mietete der Verein einen Teil eines ehemaligen Supermarktes in der Stielerstraße 1. Seitdem verfügt die Erfurter Neonazi-Szene mit ihren verschiedenen Organisationszusammenhängen über eine weitere Immobilie in der Landeshauptstadt. Mehrere hundert Quadratmeter stehen der Szene hier zur Verfügung und neben Konzerten, Kampfsporttrainings oder Parteiveranstaltungen wurden auch bereits Familienfeste durchgeführt.
Von der NPD zu Die Rechte
Noch 2014 war Biczysko für die NPD in Thüringen aktiv und eröffnete Anfang des Jahres ein Bürgerbüro im Stadtteil Herrenberg. Wenig später folgte dann sein Einzug in den Erfurter Stadtrat. Nach seiner Wahl verkündete der Neonazi, man wolle nun in Erfurt „auf mehr Bürgernähe setzen“ und „mit den Bürgern gemeinsam Lösungen […] finden“. Während seiner Parteikarriere bei der NPD brachte es Biczysko im März 2015 immerhin zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Erfurt-Sömmerda. Parallel begannen die Aktivitäten des Vereins „Volksgemeinschaft“. Dass diese aber kaum von der NPD zu trennen waren, zeigte sich im Februar 2016 als in den Räumen des neugegründeten Vereins eine Mitgliederkonferenz der Parteistrukturen aus Erfurt und dem Ilmkreis in den Räumlichkeiten stattfand.
Doch lange währte Biczyskos Engagement in der NPD nicht. Bereits im Sommer 2016 verließ er die Partei im Streit. Schon kurze Zeit später – am 17. Juni 2016 – verkündete die Neonazi-Partei Die Rechte den Wechsel des ehemaligen NPD-Stadtrates. In der Erklärung heißt es, das alle „konstruktiven Versuche der NPD ein bisschen frischen Wind einzuhauchen [….] von der Landesspitze im Keim erstickt“ wurden. Daneben sei wegen der „anhaltenden innerparteilichen Streitigkeiten in der NPD, [sic] keine konstruktive politische Arbeit mehr möglich“ so die Erklärung weiter. Mindestens seit dem Wechsel zu Die Rechte steht der Neonazi Michel Fischer aus dem Weimarer Land öffentlich fest an Biczyskos Seite.
Die ersten Veranstaltungen der Partei in Erfurt ließen nicht lange auf sich warten: Im Juli 2016 fand in den Räumen der „Volksgemeinschaft“ eine Vorstellungsveranstaltung der Partei statt. Als Redner wurde hier nicht nur Stadtrat Biczysko angekündigt, sondern auch der Kreisvorsitzende Michel Fischer und Christian Worch, damals noch Bundesvorsitzender der Neonazi-Partei. Rund 40 Neonazis folgten der Einladung. Noch weitaus mehr Neonazis und deren Familien nahmen dann am 30. Juli 2016 an einem Familienfest für „hilfsbedürftige deutsche Familien“ teil, welches ebenfalls in dem ehemaligen Supermarkt stattfand. Am 10. Dezember 2016 wurde erstmals der Bundesparteitag der Neonazi-Partei in der Erfurter Immobilie ausgerichtet.
Schon hier zeigt sich die Bedeutung der Anmietung einer einzelnen Immobilie, die es ermöglicht bundesweite Neonazi-Veranstaltungen in der Thüringer Landeshauptstadt stattfinden zu lassen. Ohne die Immobilie wäre ein Großteil der in den vergangenen vier Jahren durchgeführten Veranstaltungen in Erfurt kaum möglich gewesen. Nach zahlreichen weiteren Veranstaltungen der Neonazi-Partei auf dem Erfurter Herrenberg kam es im Herbst 2017 erneut zum Bruch zwischen Biczysko und seiner parteipolitischen Heimat. Dies führte im November 2017 zur Niederlegung der Parteiämter und zum Austritt sowohl des inzwischen zum Landesvorsitzenden aufgestiegenen Biczysko, als auch dessen Stellvertreter Michel Fischer. Aus Sicht der Bundespartei stellten sich die Austritte folgendermaßen dar:
„Dort [Thüringen] war eine Personengruppe aus dem Erfurter Raum offenbar mit einem falschen Verständnis von politischer Arbeit in DIE RECHTE eingetreten, versuchte den eigenen Unmut durch das „vom Zaun brechen“ interner Konflikte zu kompensieren und sorgte mit einer zweifelhaften Auffassung kameradschaftlicher Mindeststandards beim Austritt für eine intensive Auseinandersetzung […].“
Seither gibt es faktisch keine aktiven Strukturen der Partei mehr in Thüringen.
Der Dritte Weg, der dritte Versuch
Lange blieb das offenbar unzertrennliche Duo Biczysko und Fischer auch beim erneuten Parteiwechsel nicht ohne parteipolitische Heimat. Bereits im Februar 2018 nahmen beide Neonazis und eine Gruppe ehemaliger Die Rechte-Aktivisten an einer Demo der Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg in Nordhausen teil. Hier deutet sich bereits an, dass die Erfurter Neonazi-Strukturen rund um Biczysko ihre neue Organisation wohl in der erst 2013 gegründeten selbsternannten „Elitepartei“ finden würden. Anfang April 2018 fand dann ein Informationsabend zum 1.-Mai-Aufmarsch des Dritten Weges in Chemnitz statt. Bereits hier trat Bizcysko als Redner auf und warb für die Teilnahme an der Demonstration. Im August folgte dann schlussendlich Biczyskos endgültiger Übertritt zur Kleinstpartei Der Dritte Weg. Er wolle seine „politische Arbeit innerhalb und außerhalb des Stadtrates […] voll und ganz für die politischen Ziele der Partei ‚Der. III. Weg‘ widmen“, schrieb der Erfurter Neonazi auf seiner Facebook-Seite. Er habe nun endlich eine Partei gefunden, die „unsere Weltanschauung nicht nur predigt, sondern auch lebt“, tönte der ehemalige Hooligan im Herbst 2018 weiter und kündigte an, „dass mit der nächsten Stadtratssitzung ein ganz neuer Wind wehen“ würde. Wie schon nach Biczyskos vergangenen Parteiwechseln, haben seither die Aktionen der neuen Neonazi-Strukturen erheblich zugenommen, vom Stadtrat ist hingegen wenig bis nichts wahrzunehmen. Zudem bietet die Nutzung der Räume der „Volksgemeinschaft“ der Partei Der Dritte Weg neue Möglichkeiten für die Arbeit vor Ort. So fanden seither beispielsweise eine Parteivorstellung und eine Rechtsschulung in Erfurt statt. Zusätzlich werden die Räume als Materiallager der Partei genutzt. Die Räumlichkeiten stehen darüber hinaus für Kampfsporttrainings der parteiinternen „Arbeitsgemeinschaft Körper & Geist“ zur Verfügung. Hinzu kamen mehrere Flyerverteilungen und Infostände im Erfurter Stadtgebiet. Die öffentlichen Aktionen unter dem Label des Vereins „Volksgemeinschaft“ sind seitdem eingestellt. So verschwand nicht nur das Facebook-Profil des Neonazi-Vereins, auch die Fassade der Immobilie selbst wurde umgestaltet und in den Farben und mit den Parteiinsignien des Dritten Weges gestaltet. Die Szene spricht nun von einem „nationalrevolutionärem Zentrum“ in der Landeshauptstadt. Erfurt dürfte damit zukünftig an Bedeutung für die Partei gewinnen. Schon seit Jahren fanden die Bundesparteitage in Kirchheim bei Erfurt statt. Und im vergangenen Jahr auch das RechtsRock- und Kampfsport-Event „Jugend im Sturm“. Mit der zusätzlichen Immobilie bieten sich neue Möglichkeiten für derartige Veranstaltungen.
Auch jenseits der Landeshauptstadt ist Der Dritte Weg zumindest in seiner digitalen Selbstinszenierung aktuell die aktivste Neonazi-Partei in Thüringen. Es existieren weitere Stützpunkte in Ostthüringen (Gera und Umgebung) und im Thüringer Wald-Ost, die regelmäßig durch Flugblattaktionen in den Regionen in Erscheinung treten
Zum Weiterlesen:
Unsere vollständige Chronik extrem rechter Aktivitäten in Thüringen
Broschüre „Nach den rechten Häusern sehen“ – Immobilien der extrem rechten Szene in Thüringen
Chronologie der Aktivitäten der Partei Der Dritte Weg rund um die Immobilie in der Erfurter Stielerstraße
29.03.2018
Es wurde Material zur Mobilisierung für den extrem rechten Aufmarsch am 1. Mai in Chemnitz verteilt.
04.04.2018
In den Räumen der Volksgemeinschaft fand eine Mobilisierungsveranstaltung der extrem rechten Partei Der Dritte Weg für den 1. Mai in Chemnitz statt. Nach einem Redebeitrag von Enrico Biczysko folgte ein Konzert des neonazistischen Musikers Lunikoff (Michael Regener).
18.04.2018
Es wurden mehrere Plakate der extrem rechten Partei Der Dritte Weg zur Mobilisierung zum 1. Mai angebracht.
01.05.2018
Bei der 1. Mai-Demonstration der extrem rechten Partei Der Dritte Weg in Chemnitz nahmen u.a. Neonazis aus Erfurt, Weimar, Kahla und anderen thüringischen Orten teil.
07.07.2018
Mitglieder des Vereins Volksgemeinschaft e.V. verbreiteten einen Werbeclip für Kampfsporttraining. Im Video wurden auch Flugblätter der extrem rechten Partei Der Dritte Weg verteilt.
15.08.2018
Der Erfurter Neonazi Enrico Daniel Biczysko erklärte seinen Parteiübertritt zur extrem rechten Partei Der Dritte Weg. Zuvor war Biczysko Landesvorsitzender der extrem rechten Partei Die Rechte, davor ließ er sich für die NPD in den Erfurter Stadtrat wählen.
22.08.2018
Die extrem rechte Partei Der DritteWeg stellte sich in den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft e.V.“ vor.
25.08.2018
Die neue Erfurter Gruppe der extrem rechten Partei Der Dritte Weg führte eine Kundgebung auf dem Anger durch und verteilte homophobe Flugblätter gegen den Erfurter Christopher-Street-Day.
25.08.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte eine Rechtsschulung in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“ durch.
22.09.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg verteilte Flugblätter in Erfurt Süd-Ost.
21.10.2018
Der „Gebietsverband Mitte“ der extrem rechten Partei Der Dritte Weg traf sich zu einem Parteitag in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“.
27.10.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte einen Infostand in Erfurt Nord durch
27.10.2018
Die extrem rechte Partei Der Dritte Weg führte in den Räumen des „Volksgemeinschaft e.V.“ eine Mitgliederschulung durch.
04.11.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg führte ein sogenanntes Heldengedenken in Erfurt durch.
18.11.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg führte ein sogenanntes Heldengedenken in Erfurt durch.
15.12.2018
Die Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg verteilte auf dem Weihnachtsmarkt in Erfurt Propagandamaterial.
24.12.2018
Neonazis aus dem Umfeld der Partei Der Dritte Weg veranstalteten in Erfurt eine Julfeier in den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft“.
31.12.2018
Neonazis aus dem Umfeld der Partei Der Dritte Weg veranstalteten in Erfurt eine Silvesterfeier in den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft“.
07.01.2019
Aktivisten derNeonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg reisten nach Italien um dort Aktivisten der faschistischen Casa Pound Bewegung zu treffen. Unter anderem Michel Fischer und Enrico Biczysko nahmen an der Reise teil.
12.01.2019
In den Räumen des Vereins „Volksgemeinschaft“ fand ein Neujahrsempfang der Neonazi-Kleinstpartei Der Dritte Weg mit anschließendem Kampfsporttraining und Liederabend statt. Unter den Gästen waren neben den lokalen Kadern Michel Fischer und Enrico Biczysko auch der Parteivorsitzende Matthias Fischer, sowie Tony Gentsch und Julian Bender.