RechtsRock Mobile Beratung in Thüringen

RechtsRock-Festival am 05. & 06. Juli in Themar

Einschätzung der Mobilen Beratung in Thüringen (MOBIT) zur Rechtsrock-Veranstaltung „Tage der nationalen Bewegung 2“

Zum zweiten Mal finden Anfang Juli in Themar die „Tage der nationalen Bewegung“ statt. Im vergangenen Jahr waren über 2.000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet zur ersten Auflage der zweitägigen Veranstaltung angereist. Auch in diesem Jahr ist mit einem ähnlichen Potential zu rechnen.

Auf der Konzertwiese am östlichen Stadtrand von Themar findet am 5. und 6. Juli die „Tage der nationalen Bewegung 2“ statt. Organisiert wird das Konzert maßgeblich von der NPD, vertreten durch ihren Bundesorganisationsleiter Sebastian Schmidtke. Angekündigt werden derzeit elf RechtsRock-Bands, hingegen finden sich auf die Redner keine Hinweise auf den offiziellen Bewerbungsplattformen des Events. Auch nach außen wird das ganze daher offenbar als Konzert beworben und weniger als politische Versammlung. Auf der Homepage zum Event, wird zuoberst mit „Es geht wieder los; „Musik-Politik-Gemeinschaft“ und „Jetzt Tickets sichern“ geworben. Diese sind gestaffelt nach Karten für Freitag zu 15 Euro, für Samstag für 35 Euro oder das Kombiticket für 45 Euro jeweils mit Bonus-CD der auftretenden Bands. Ein dezidierteres Versammlungsmotto und ein kleiner Erklärungstext, wofür oder wogegen genau sich diese politische Kundgebung wenden will, finden sich hier nicht. Der einzige Hinweis, um dem Eindruck eines kommerziellen Konzertes entgegenzuwirken, ist die mehrfach zu lesende Formulierung, dass „keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgt“ werde.

Die Veranstalter

Der Neonazi Tommy Frenck beim RechtsRock-Konzert "Rock gegen Überfremdung II" in Themar. Quelle: MOBIT
Der Neonazi Tommy Frenck beim RechtsRock-Konzert „Rock gegen Überfremdung II“ in Themar. Quelle: MOBIT

Tommy Frenck – Der südthüringer Neonazi hat sich mittlerweile deutschlandweit durch seine Aktivitäten einen Namen gemacht. Im Landkreis baut er seine lokale und regionale Verankerung seit vielen Jahren beständig aus. Er selbst sitzt seit zehn Jahren im Kreistag des Landkreises Hildburghausen. Das von ihm gegründete „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH) erreichte bei den letzten Kommunalwahlen im Mai 13 Mandate in Gemeinderäten und weitere drei im Kreistag.

Bekannt wurde Frenck als Wirt seines „Gasthofs Goldener Löwe“ in Kloster Veßra, der ein Anlaufpunkt für die regionale, wie überregionale Szene ist. Zudem gelang es ihm wiederholt mit gezielten Provokationen mediale Aufmerksamkeit auf seinen Versandhandel und sein Wirtshaus zu lenken.

Frenck organisiert seit vielen Jahren RechtsRock-Konzerte und hat inzwischen europaweite Kontakte und Erfahrung in der Organisation gesammelt. Beispielsweise fungierte er im Juni 2017 als Versammlungsleiter, als etwa 6.000 Neonazis beim „Rock gegen Überfremdung II“ feierten und dutzende Personen abends vor der Bühne den strafbaren Hitlergruß zeigten.

NPD-Kader Sebastian Schmidtke 2018 in Themar. Quelle: MOBIT
NPD-Kader Sebastian Schmidtke 2018 in Themar. Quelle: MOBIT

Sebastian Schmidtke – Der Berliner begleitet die Funktion des Bundesorganisationsleiters der NPD. Der Funktionär gehört seit vielen Jahren der Neonazi-Szene an und gilt als wichtige Schnittstelle zwischen Partei und militanten Kameradschaftsstrukturen. Schmidtke verantwortete auch das zweitägige Event im letzten Jahr. Im vergangenen Oktober übernahm er zudem die Versammlungsleitung für das improvisierte Rechtsrock-Event „Rock gegen Überfremdung III“ auf dem Apoldaer Markt. Die Polizei löste die Versammlung am Samstagabend nach gewalttätigen Ausschreitungen der Neonazis auf.

Thorsten Heise und Patrick Schröder am Stand von Ansgar Aryan beim "Eichsfeldtag" in Leinefelde. Quelle: MOBIT
Thorsten Heise und Patrick Schröder am Stand von Ansgar Aryan beim „Eichsfeldtag“ in Leinefelde. Quelle: MOBIT

Patrick Schröder – Der umtriebige Bewegungsunternehmer besitzt mit „Ansgar Aryan“ eines der bekanntesten Neonazi-Szenelabel in Deutschland. Verkaufsstände der Marke sind in Thüringen auf den meisten RechtsRock-Events zu finden. Bekannt wurde Schröder jedoch wegen seiner social-media-Plattform FSN.TV. Diese Online-Fernsehsendungen bestehen aus einem Mix von extrem rechter Politik, Besprechungen von RechtsRock-CDs und Studiogästen aus der Szene. Über Jahre präsentierten Schröder und Frenck sich oft auf gemeinsamen Urlaubsreisen oder organisierten zusammen Konzerte und Großveranstaltungen.

Im Spätsommer 2017 wurde Schröder vom Neonazi-Rapper Makss Damage mit einem Diss-Track öffentlich bezichtigt, die Szene zu verachten und nur eigene finanzielle Interessen zu verfolgen. Während sich auch Thüringer Neonazis anschlossen, äußerte sich Frenck nach außen hin nicht. Die erneute Zusammenarbeit bei den „Tagen der nationalen Bewegung“ zeigt, dass der Szenestreit für die RechtsRock-Veranstalter wohl keine größeren Auswirkungen hat.

Der Veranstaltungsort

Zu den auf der Wiese in Themar angemeldeten Musikveranstaltungen kamen bisher immer mindestens 1.000 Besucher*innen. Vielen ist besonders das 2. „Rock gegen Überfremdung“ im Juli 2017 mit ca. 6.000 Teilnehmenden im Gedächtnis geblieben. Der Ort ist also über die Szenegrenzen hinaus bekannt. Im Zusammenspiel mit versierten Veranstaltern ist also mit einem ähnlichen Event zu rechnen. Zu den letztjährigen „Tagen der nationalen Bewegung“ kamen ca. 2.200 Neonazis. Im Jahr 20017 zu drei RechtsRock-Veranstaltungen insgesamt etwa 8.000 Teilnehmende.

Die Bands

Oidoxie – Im Jahr 1995 gegründet, gehört die Band aus Dortmund zu den bekanntesten deutschen Rechtsrockbands überhaupt. Es bestehen internationale Kontakte der Band zum in Deutschland verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerk. In ihren Texten bekennt sich sich die Band zur rechtsterroristischen Combat18-Vereinigung :

“Fighting for our Nation, fighting against the scum. // If you see the hate in our face, you should better run. // Fighting for better nations. We want our Citys clean. // This is the Terrormachine, this is Combat 18”

Terrormaschine. vom gleichnamigen Album. 2006

Sturmwehr – Die Band kann auf eine 25jährige Geschichte und eine Vielzahl an Veröffentlichungen zurückblicken. Immer wieder treten auch nur Teile der Band auf, insbesondere der Frontmann Jens Brucherseifer allein oder als Akustik-Duo bei kleineren Veranstaltungen. Für Freitag den 05. Juli ist ein solches Akustik-Programm angekündigt, für Samstag, den 06. Juli, dann die ganze Band. Die völkisch-nationalistischen Vorstellungen der Band, sowie die positive Bezugnahme auf den Nationalsozialismus offenbart sich immer wieder in den Liedtexten:

“Nach zwei Weltkriegen wieder auferstanden… Unterdrückung und Verfolgung überstanden // Kein Volk der Erde ist dem Deutschen gleich… kein Land so stolz und glorreich // Für die Ewigkeit hat es bestand… heiliges Deutschland“

Deutsch das Land. Album: Weltenende. 2012

Uwocaust – Hinter dem Künstlernamen steckt der Neonazi Uwe Menzel. Er gilt als zentrale Person in der brandenburgischen RechtsRock-Szene und spielte in sehr verschiedenen Musikprojekten mit (Proissenheads, Bloodshed, Burn Down, Aryan Brotherhood). 2012 beteiligte er sich an einem CD-Projekt zur Unterstützung von NSU-Helfer Ralf Wohlleben. In einem Interview im Neonazi-Magazin „White Supremacy“ antwortete er einst auf die Frage nach der nützlichsten Erfindung der Menschheit mit: „Gaskammern“[1].

Update 17.06.: Die Band hat den Auftritt abgesagt. Stattdessen springt die Thüringer Band Sköll Dagaz ein.

Killuminati – Eine Band mit thüringischer Beteiligung, die in den vergangenen Jahren immer wieder im Freistaat aufgetreten ist. Bereits der Name weist auf eine antisemitische Weltsicht hin: Die Anspielung auf die Illuminaten im Namen der Band, deutet auf eine antisemitische und verschwörungstheoretische Weltsicht hin, die von einer im Verborgenen agierenden Geheimregierung ausgeht. Dies spiegelt sich auch in den Texten der Band wieder:

Wir sind Sklaven dieser geheimen Macht // und der Volkstod, er kommt schleichend über Nacht. // Wir sind Sklaven dieser Machenschaft. // Illuminaten, Weltbrandstifter. Einfach ekelhaft!“

Konspiration. Album: Jetzt sind wir da. 2014

Unbeliebte Jungs – Die Band existiert bereits seit 2005. Langjährige Konstante der RechtsRock-Band aus Thüringen ist Ricky Nixdorf , der zu den Angeklagten im Prozess wegen des Überfalls auf eine feiernde Kirmesgesellschaft 2014 in Ballstädt zählte. Aus Mangel an Beweisen wurde er jedoch nicht verurteilt. Zeitweilig trat jedoch mit Markus Rußwurm ein weiterer Angeklagter als Bandmitglied in Erscheinung, der zu einer Haftstrafe von 3 1/2 Jahren verurteilt wurde. Die Band bekennt sich offen zum Nationalsozialismus:

Nationalsozialisten wissen, dass es keine Gleichheit unter den Rassen gibt. (…) Wehe dem Elend, dem Leid, dem Kummer und der Minderwertigkeit, wenn die Völker dieser Welt den Nationalsozialismus für sich wieder entdecken. Dann wird das Zeitalter des Friedens und der Größe aufziehen und keine Macht -weder dieser noch jener Welt- kann uns diese Zukunft dann noch entreißen!

mittlerweile gelöschter Facebook-Eintrag auf der Band-Seite vom 05.10.2018

Im Vorfeld des RechtsRock-Konzertes organisiert das Bündnis Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra mehrere Infoabende, um über die geplanten Proteste gegen die Neonazi-Veranstaltung zu informieren. Alle Infos zu den Infoabenden finden sich hier.


[1] Heike Klefner: Endpunkt einer jahrelangen Entwicklung. In: taz vom 12. Februar 2001. Eingesehen am 06.06.2019