Mobile Beratung in Thüringen Rechtsextremismus RechtsRock

RechtsRock-Konzertzahlen brechen 2020 pandemiebedingt ein

2020 war das Jahr der pandemiebedingten Einschränkungen von Veranstaltungen. Diese Effekte sind ebenso bei der Thüringer RechtsRock-Szene sichtbar. In der Gesamtschau des Jahres 2020 zählt MOBIT 19 extrem rechte Musikveranstaltungen in Thüringen. Versuche von Online-Konzerten sind die Ausnahme.

Im vergangenen Jahr gab es nach Zählung der Mobilen Beratung in Thüringen (MOBIT) 19 RechtsRock-Veranstaltungen in Thüringen. Noch in den Jahren 2018 (71) und 2019 (65) fanden deutlich mehr extrem rechte Musik-Veranstaltungen im Freistaat statt. Wie schon in den vorangegangenen Jahren bildeten auch 2020 Liederabende den größten Anteil dieser Events. Von den 19 erfassten Musikveranstaltungen zählte die Mobile Beratung 14 Liederabende. Hingegen konnten keinerlei Großevents oder klassische RechtsRock-Konzerte erfasst werden. Neben den Liederabenden versuchte die Neonazi-Szene in Thüringen die ausgefallenen Veranstaltungen durch Online-Konzerte als Livestreams zu kompensieren. Drei derartige Versuche wurden im vergangenen Jahr erfasst. Eine wirkliche Alternative sind diese für die extrem rechte Szene allerdings nicht:

„Zu sehr fehlen neben dem reinen Musikhören die weiteren Aspekte von RechtsRock-Veranstaltungen wie das Pflegen des identitätsstiftenden extrem rechten Lifestyles, die direkten Kommunikations- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie finanzielle Einnahmen durch den Verkauf von Merchandising-Artikeln, Tonträger und Eintrittszahlungen“

kommentiert Stefan Heerdegen, Berater von MOBIT.

Weitere zwei Veranstaltungen erfasste die Mobile Beratung unter der Kategorie „sonstige Musikveranstaltungen“. Dabei sind extrem rechte Aktionen wie beispielsweise Demonstrationen oder Parteitage gemeint, bei denen RechtsRock einen relevanten Teil der Veranstaltung ausmacht. „Auch wenn die Anzahl der extrem rechten Musikveranstaltungen in Thüringen im Jahr 2020 merklich zurückging, bleibt die regionale extrem rechte Musikszene aktiv. Bands, Konzertveranstalter und Versandgeschäftebetreiber nutzen verstärkt die Möglichkeiten der Kund:innenansprache durch Messenger-Dienste und Social-Media-Plattformen. Die konzertlose Zeit wird zur Produktion von Alben, Sammlerboxen, special-Editions und Fan-Artikel aller Art genutzt, darunter auch Mund-Nasen-Bedeckungen, um so die Ausfälle zu kompensieren“, erklärt Heerdegen die Aktivitäten der Szene im vergangenen Jahr.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die pandemie-bedingten Maßnahmen auch 2021 zu einem deutlichen Rückgang der Konzertzahlen führen werden. Damit dürfte für die Neonazi-Szene in Thüringen und darüber hinaus ein erheblicher finanzieller Schaden entstehen.