Rechtsextremismus RechtsRock

RechtsRock in Thüringen – MOBIT zählt deutlich mehr Neonazi-Konzerte

Die Zählung von RechtsRock-Konzerten der Mobilen Beratung in Thüringen weist im zurückliegenden Jahr 2015 insgesamt 46 Konzerte aus. Dies bedeutet einen rapiden Anstieg gegenüber der Zählung im Jahr 2014. Gegenüber dem Vorjahr (27) stieg die Anzahl um 19 Konzerte an.
Von den 46 Konzerten fanden nur 2 Großveranstaltungen im öffentlichen Raum, angemeldet nach dem Versammlungsgesetz statt. Hinzu kamen 25 Liederabende und weitere 19 Konzerte anderer Stilrichtungen rechter Musik.

Obwohl im zurückliegenden Jahr 2015 nur zwei Großevents von Neonazis in Thüringen organisiert worden waren (Vorjahr 4), zogen diese doch die meisten Besucher_innen an. Am 23.05.2015 kamen 1500 Neonazis in ein Festzelt in Hildburghausen; am 13.06.2015 besuchten geschätzte 350 Teilnehmende den „Eichsfeldtag“ in Leinefelde.
Die mit deutlichem Abstand meisten Konzerte entfielen auf das „Veranstaltungszentrum Erfurter Kreuz“ (früher „Erlebnisscheune“) in Kirchheim im Ilmkreis (11 Konzerte) und auf das Gasthaus „Goldener Löwe“ von Tommy Frenck in Kloster Veßra. Auf beide Immobilien hat die neonazistische Szene ungehinderten Zugriff. Daher können dort angekündigte Konzertveranstaltungen als relativ sicher vor kurzfristiger Absage, amtlichen Verboten oder Auflösungen angesehen werden.
Auch im vergangenen Jahr setzte sich der Trend zu den unaufwendigen und finanziell risikoärmeren Liederabenden weiter fort. Allein 25 der insgesamt 46 RechtsRockkonzerte dieser Stilrichtung wurden bekannt. Liederabende verbinden stilistisch nicht nur Liedgut der NS-Zeit mit heutigen Kompositionen. Darüber hinaus sind sie auch unter den verschiedenen Musikstilen des RechtsRock am kompromissfähigsten für weite Teile der Szene.
Das Jahr 2015 war insgesamt geprägt von einem sprunghaften Anstieg der extrem rechten Aktivitäten (siehe MOBIT-PM vom 22.12.2015). „Die extreme Rechte hatte 2015 zu einem Jahr der öffentlichen Aktivitäten gemacht, da verwundert es nicht, dass sie auch so viele Konzerte organisierten, wie seit Jahren nicht.“ kommentiert Stefan Heerdegen, Berater bei der Mobilen Beratung in Thüringen (MOBIT). „Konzerte sind und bleiben ein zentrales Element, um den Szenezusammenhalt zu stärken. Hier werden auch Verbindungen für die sonstige politische Arbeit geknüpft, aus der Szene (Eintritts-)Gelder abgeschöpft, um damit weitere Aktivitäten zu bezahlen und vergewissert sich die Szene ihrer Ideologie.“ Darin liegt die Bedeutung von RechtsRock-Konzerten und nicht in den Meldungen, ob ein einzelnes Konzert „friedlich“ verlaufen sei bzw. keine Anzeigen gefertigt wurden. Beispielsweise veranstalteten Täter des Ballstädt-Überfalls aus dem Jahr 2014 wiederholt Konzerte mit deutschlandweiten Größen des Geschäfts in Kirchheim, um damit Gelder für den bevorstehenden Prozess zu akquirieren. Und auch die Einnahmen Frencks, insbesondere bei der Großveranstaltung im Mai, dürften der Finanzierung der Immobilie „Goldener Löwe“ ebenso dienen, wie der Ausweitung seines eigenen Neonazi-Versandgeschäfts.