Rechtsextremismus

Kinderfest in Schkölen – Familienerlebnis für die rechte Szene

Am 05. Juni 2016 fand auf der Wasserburg in Schkölen ein Kinderfest statt. Die private Veranstalterin warb mit „einer Hüpfburg, Kinderschminken und vielen anderen tollen Sachen“, die den Kindern einen „unvergessenen Tag bieten“ sollen. Schon ein Blick in die Gästeliste der Facebook-Veranstaltung offenbart, dass es sich nicht um eine gewöhnliches Kinder- und Familienfest handelt. Personen aus dem Umfeld von Thügida signalisierten breites Interesse, über die Webseiten verschiedener rechter Initiativen wurde die Veranstaltung beworben.

 

Laut Polizeiangaben nahmen am Sonntag etwa 90 Personen an der Veranstaltung teil, von denen etwa 40 Personen der rechten Szene zuzuordnen seien (vgl. OTZ-Bericht „Rechtsradikale vereinnahmen Kinderfest Schkölen für sich“ vom 06.06.2016). Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte Thügida im Nachgang einige Fotos der Veranstaltung. Darauf zu sehen ist – neben einigen Vertreter_innen der verschiedenen lokalen Thügida-Ablegern (u.a. „Wir lieben Apolda“, „Wir lieben Ostthüringen“, „Wir lieben den Saale-Orla-Kreis“) – eine Hüpfburg, welche durch den extrem rechten Verein „Volksgemeinschaft e.V.“ aus Erfurt zur Verfügung gestellt wurde.

 

Auch wenn die Veranstaltung sich explizit als nicht-politisches Kinderfest präsentiert, haben derartige Events eine wichtige Bedeutung für die Szene. In der vergangenen Woche fanden thüringenweit mindestens vier Feste anlässlich des Kindertages am 1.Juni statt, die unter Beteiligung der extrem rechten Szene organisiert wurden (neben Schkölen auch in Altenburg, Eisenach und Erfurt). Politische Inhalte werden dabei ganz explizit vermieden. Die Akteur_innen der Szene versuchen damit, sich ein soziales Image zu geben. „Solche Strategien sind natürlich nicht neu. Ähnliches konnten wir bei der NPD schon vor Jahren beobachten. Durch Nachbarschaftshilfen, Sportveranstaltungen oder eben auch Kinderfeste versucht man besonders in ländlichen Regionen stärker in Erscheinung zu treten.“ erklärt Christoph Lammert von der Mobilen Beratung. Für die Aktiven der Szene besteht zudem die Möglichkeit auch ihre Familien zu beteiligen und den Zusammenhalt der Szene zu stärken.

„Wir beobachten immer wieder Versuche der extrem rechten Szene explizit auch Kinder und Jugendliche anzusprechen und bereits frühzeitig für rechte Ideologien zu begeistern. Dass dies durchaus auch Früchte trägt, zeigt sich an den teils sehr jungen Teilnehmer_innen bei den Aufmärschen in den vergangenen Monaten.“ so Lammert weiter.

Gerade in ländlichen Regionen ist es daher wichtig, kontinuierlich Angebote für Kinder und Jugendliche zu unterbreiten, um der extremen Rechten keinen Raum zu lassen.