Allgemein RechtsRock Zivilgesellschaftlicher Protest

Informationen zum Neonazi-Festival „Rock gegen Überfremdung III“ am 05. & 06.10.2018 in Magdala

Das für den 05. und 06. Oktober angekündigte „Rock gegen Überfremdung III“ ist die dritte Veranstaltung einer Reihe, die in den Vorjahren in Kirchheim (2016) und Themar (2017) stattfand. Besonders die zweite Auflage in Themar sorgte bundes- und europaweit für große mediale Aufmerksamkeit. Etwa 6000 Nazis aus ganz Europa reisten im vergangenen Jahr nach Themar im Landkreis Hildburghausen an. Das Konzert zählt damit zu den größten Neonazi-Veranstaltungen in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Nachgang gingen Videoaufnahmen des RechtsRock-Konzertes durch alle Medien. Zu sehen waren hunderte Neonazis, die am späteren Abend im Festzelt „Heil“ brüllend die Arme zum Hitlergruß streckten.

Die Organisatoren

Anmelder des „Rock gegen Überfremdung III“ ist Steffen Richter, der seit Jahren in der Thüringer Neonaziszene aktiv ist. In der Vergangenheit trat Richter wiederholt als Anmelder von RechtsRock-Veranstaltungen in Erscheinung. Er zählt zu den Hauptfiguren der militanten Neonazi-Gruppierung „Turonen“ (bzw. „Bruderschaft Thüringen“). Die Gruppe hatte vor allem durch einen brutalen Angriff auf die Kirmesgesellschaft in Ballstädt für Schlagzeilen gesorgt, an dem mehrere Mitglieder der „Turonen“ beteiligt waren. Als Symbol nutzen sie unter anderem das so genannte Pfeilkreuz, welches bereits die ungarischen Faschisten verwendeten. Zudem hat die Gruppe europaweite Kontakte in die extrem rechte Szene. Schon beim „Rock gegen Überfremdung II“ 2017 in Themar und „Rock gegen Überfremdung I“ 2016 in Kirchheim waren die „Turonen“ maßgeblich an der Organisation beteiligt.
Richter pflegt zudem langjährige Kontakte zu Ralf Wohlleben, einem der Hauptangeklagten im NSU-Verfahren. Auch an der Organisation von Solidaritätskampagnen für Wohlleben war Richter beteiligt.

Die Redner (Auswahl)

Sven Skoda ist ein bekannter Redner, Antisemit und Nationalsozialist – „Ob Dortmund, Erfurt oder Buxtehude, der ewige Feind ist und bleibt… …der Kapitalismus und seine Hintermänner.“ (Erfurt, 01.05.2018). Gemeinsam mit der mehrfach wegen Holocaustleugnung verurteilten Ursula Haverbeck kündigte er im April seine Kandidatur zur Europawahl für die Neonazi-Partei DIE RECHTE an.

Dieter Riefling ist ein jahrzehntelanger Aktivist, der „Blood & Honour“ und der verbotenen FAP angehörte. Er propagiert ein „nationales und sozialistisches Deutschland“. Er ist mehrfach einschlägig vorbestraft unter anderem wegen Volksverhetzung, Verbreitung von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen und wegen Fortführung der verbotenen FAP.

Zudem wird ein Redner als Alex von KDN angekündigt. Dabei handelt es sich um einen Vertreter des „Kampf der Nibelungen“ – einer neonazistischen Kampfsportveranstaltung, welche meist konspirativ organisiert wird. Immer wieder deuten die Veranstalter an, dass sie die Veranstaltungen auch als Training für den Kampf gegen Andersdenkende auf der Straße sehen.
Auf der Homepage heißt es: „Der ,Kampf der Nibelungen‘ ist eine Kampfsportveranstaltung unter der Organisation und Beteiligung von jungen Deutschen, welche die Hingabe und die Begeisterung für ,ihren‘ Sport eint und welche sich nicht unter das Joch des vorherrschenden Mainstreams stellen wollen.“

Die Bands

Folgende Bands werden bisher durch die Veranstalter angekündigt:
Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten; Division Germania; Stahlgewitter; Die Lunikoff Verschwörung; Der Metzger; Übermensch; F.I.E.L.; Frontalkraft

Schon ein kurzer Blick auf frühere Veröffentlichungen der angekündigten Bands zeigt, mit welcher Ideologie hier politische „Meinungsbildung“ betrieben wird. Hier eine Auswahl von Textzeilen einiger Bands.

Die Band Stahlgewitter existiert bereits seit 1995 und stellt in der extrem rechten Szene einen Publikumsmagneten dar. 2016 organisierten die „Turonen“ ein Konzert in der Schweiz, bei dem auch Stahlgewitter auftraten. Zu diesem kamen 5000 Neonazis. Ein Jahr später spielte die Band in Themar beim „Rock gegen Überfremdung II“, zu dem 6000 Neonazis aus ganz Europa anreisten.
„Wir brauchen sie wieder, das ist kein Witz, die Jungs in Schwarz mit dem doppelten Blitz. Eine Division nach Kreuzberg, eine Division in Schwarz. Keine Gnade mehr für Kreuzberg, keine Gnade, eine Division, und das war’s.“
(Stahlgewitter: Die Schwarze Division, 1998)
Mehrere Alben der Band wurden durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.
Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten – ein weiteres Bandprojekt des Stahlgewitter-Sängers – veröffentlichten im Juni 2010 – zu einem Zeitpunkt als die Ermittler*innen bei den neun Morden des NSU noch türkische Bandenkriminalität und Schutzgelderpressung vermuteten und Angehörigen der Opfer verdächtigten – auf dem Album „Adolf Hitler lebt!“ das Lied „Döner Killer“, in dem sie sich positiv auf die Morde bezogen.
„Bei allen Kebabs herrschen Angst und Schrecken. Der Döner bleibt im Halse stecken, denn er kommt gerne spontan zu Besuch, am Dönerstand, denn neun sind nicht genug.“
Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten: Döner Killer, 2010.

Die Alben „Braun ist Trumpf“, „Adolf Hitler lebt“ und „Rattenfänger“ und das 2016 erschienene Album „Willkommen, liebe Mörder“ wurden durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.
Die Lunikoff Verschwörung genießt in der Szene Kultstatus und tritt regelmäßig in Thüringen und bundesweit bei extrem rechten Konzerten auf. Der Sänger Michael Regener war Frontmann der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band Landser. Die Alben „L-Kaida“ und „Ebola im Jobcenter“ wurden durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.
„Wir lieben unser Land, aber wir hassen diesen Staat, ihr werdet sie noch aufgehen sehn, unsre Saat und dann gibt es keine Gnade, unser Hass ist viel zu groß. Eure Dämme werden brechen und der deutsche Sturm bricht los! Sturm bricht los!“
Lunikoff Verschwörung: Der deutsche Sturm, 2005.

Die Band Frontalkraft ist bereits seit den 90er-Jahren in der extrem rechten Szene und im Umfeld des in Deutschland verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerkes aktiv. Ihr 20-jähriges Bestehen feierte die Neonazi-Band 2017 bei dem von der NPD organisierten „Rock für Deutschland“ in Gera. Der Kultstatus, den die Band in der Szene genießt, zeigte sich daran, dass mehrere Reisebusse aus Brandenburg organisiert wurden, um gemeinsam mit der Band nach Gera zu fahren.
„Schwarz ist die Nacht, In der wir euch kriegen,
Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen
Rot ist das Blut, Auf dem Asphalt.“

Frontalkraft: Schwarz ist die Nacht, 2001.

Proteste gegen das RechtsRock-Konzert

Das Bündnis „Wir für Apolda – kein Ort für Nazis“ ruft am Wochenende zu vielfältigen Protesten gegen das RechtsRock-Konzert auf

Alle Informationen dazu:

www.wirfuerapolda.de
facebook.com/wirfuerapolda

Es wird von Weimar und Apolda aus Shuttle-Busse zu den Aktionen geben. Die Abfahrtszeiten- und Orte gibt’s hier (PDF-Flyer)