RechtsRock-Konzerte bedeuten Angsträume
09.05.2016
Am vergangenen Samstag, dem 07.05.2016 fand in Hildburghausen das größte
RechtsRock-Konzert in Deutschland seit 2009 statt. Etwa 3500 Neonazis
wollten bei strahlendem Sonnenschein den angekündigten Bands wie
Blutbanner, Act of Violence, Blitzkrieg oder Sleipnir hören. Den ganzen
Nachmittag über bewegten sich die Konzertbesucher in der Hildburghäuser
Innenstadt.
Der Veranstalter des Konzerts, dass versammlungsrechtlich als Kundgebung
unter dem Motto „Rock für Identität“ angemeldet worden war, empfahl in
einem Informationsvideo den anreisenden Neonazis, sich in den
Supermärkten der Innenstadt zu versorgen, da ihm eigene
Versorgungsstände durch eine Gerichtsentscheidung weitgehend untersagt
worden waren. Mit den Worten „Ihr könnt machen, was ihr wollt.“ und
„national befreite Zone Hildburghausen“ stimmte Patrick Schröder auf die
Verhältnisse am Samstag ein. Der zweite Veranstalter Tommy Frenck, der
im nahegelegenen Kloster Veßra eine Gaststätte betreibt, die er
beständig für Vorträge, Liederabende und Konzerte im Hof nutzt,
veranstaltete zeitgleich eine ergänzende Kundgebung in Kloster Veßra.
Tatsächlich bedeuten Gebiete um extrem rechte Großveranstaltungen immer
auch Angsträume für die Anwohner_innen, besonders jedoch für
Andersdenkende und Geflüchtete. Wenn eine Menge an neonazistischen
Konzertbesucher_innen das Straßenbild dominiert, schränkt sich
subjektiv, wie objektiv die Bewegungsfreiheit für andere ein.
Bekleidungsaufdrucke mit eindeutigen, martialischen Botschaften, wie
etwa „HKN KRZ“ (Hakenkreuz) waren zu Hauf zwischen Festivalgelände und
Innenstadt zu sehen.
In der Berichterstattung zum Samstag zeigen sich Lokalpolitiker
erschrocken über die Verhältnisse und zeigen sich entschlossen künftig
diese Veranstaltung zu untersagen. „Wie auch immer im Nachgang die
verwaltungs- bzw. versammlungsrechtlichen Entscheidungen bewertet
werden, ist entscheidend, ob Hildburghausen endlich die Herausforderung
auch politisch annimmt“, so Petra Pawelskus, zuständige Beraterin bei
der Mobilen Beratung in Thüringen (MOBIT). Eine langfristige
Auseinandersetzung mit den lokalen neonazistischen Problemen ist
geboten. „Nur wenn es der Lokalpolitik und zivilgesellschaftlich
Engagierten mit vielfältigen Aktionen gelingt, dem Neonazismus in der
Region ein entschlossenes Handeln entgegenzusetzen, kann das so wichtige
Signal in die Öffentlichkeit transportiert werden: Neonazistische
Angsträume sind nicht hinnehmbar,“ ruft Petra Pawelskus die politischen
Kräfte zum Handeln auf.
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