RechtsRock-Bilanz 2014 – hinter gleichem Niveau ein Auf und Ab

26.02.2015

Wie bereits im Jahr 2013 hat die Mobile Beratung in Thüringen (MOBIT) auch im vergangenen Jahr 2014 insgesamt 25 Konzerte gezählt. Darunter sind auch vier Großveranstaltungen im öffentlichen Raum (Vorjahr: 3). Im Unterschied zu 2013 konnten die Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr ein Konzert verhindern, ein Konzert wurde vorzeitig durch Auflösung beendet (Vorjahr: 4).
Hinter die Zahlen geschaut, ergibt sich ein etwas anderes Bild.
-    Quantitativ ist eine Zunahme der extrem rechten Großveranstaltungen zu verzeichnen. Die beiden   seit   mehr   als   zehn   Jahren   kontinuierlich   veranstalteten   RechtsRock-Open-Airs
„Thüringentag der nationalen Jugend“ und „Rock für Deutschland“ fanden entweder gar nicht statt  (TdnJ)  oder  mussten  Einbußen  bei  der  Anzahl  der  Teilnehmenden  hinnehmen.  Der
„Thüringentag der nationalen Jugend“, der seit 2002 Vorlage aller Veranstaltungen dieses Typs in Thüringen war, wurde im vergangenen Jahr erst von Anfang Juni in den November verschoben und schließlich abgesagt. Dem Veranstalter des in Gera fest etablierten „Rocks für Deutschland“ gelang es nach Szenebewertungen 2014 nicht, ein attraktives Programm zusammenzustellen. Dies könnte zu dem Rückgang der Besucher_innenzahlen (ca. 300 Teilnehmende) erklären. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre besuchten ca. 600-1000 Teilnehmende die Großveranstaltung. Gegen Abend beendete der Veranstalter die Veranstaltung sogar vorzeitig.
- Die jüngeren Neonazi-Open-Airs dagegen bilanzieren stabileren Zuspruch. Zum „Eichsfeldtag“ in Leinefelde kamen wie im vergangenen Jahr ca. 400 Neonazis; das „In.Bewegung“-Festival, welches 2014 in Sondershausen stattfand, besuchten ca. 700 extrem Rechte (Vorjahr 900). Ein eigenes RechtsRock-Event mit ca. 320 Teilnehmenden organisierten Tommy Frenck und Patrick Schröder im Hildburghäuser Stadtteil Leimrieth.
- Wie im vergangenen Jahr setzt sich der Trend zu unaufwendigeren Liederabenden fort. Mit 13 Veranstaltungen stellt MOBIT hier einen neuen Höchststand fest. Hierfür werden vor allem die Erfurter Kammwegklause (fünf Liederabende) und die im September 2014 neu eröffnete NPD- Parteizentrale in Eisenach (drei Liederabende) genutzt.
- Fast die Hälfte aller in Thüringen durch MOBIT insgesamt gezählten extrem rechten Musikveranstaltungen fanden in der Kammwegklause (sechs Konzerte) und im „Veranstaltungs- zentrum Erfurter Kreuz“(sechs Konzerte) in Kirchheim statt.
„RechtsRock-Konzerte stellten die demokratische Zivilgesellschaft auch im letzten Jahr vor große Herausforderungen“ resümiert Stefan Heerdegen von MOBIT. „Um diese Veranstaltungen herum verfestigt sich neonazistische Dominanz und Hegemonie, entstehen Angsträume“, so Heerdegen weiter. Diesen gelte es weiterhin mit vielfältiger Protestkultur und entschiedenem behördlichen Handeln entgegenzutreten.

 

 

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